Eine seltene Invasion von Kernbeißern aus Osteuropa nach Yorkshire im Jahr 2017 sorgte diesen Winter bei Vogelbeobachtern wie mir für großes Aufsehen. Die Kolonie von mehr als 100 dieser seltenen Finken wurde dabei beobachtet, wie sie sich von den Samen von Hainbuchen im Yorkshire Arboretum in Castle Howard ernährte.
Kernbeißer genießen unter Vogelbeobachtern einen fast mythischen Status, da sie von allen britischen Vögeln am schwierigsten zu entdecken sind. Sie sind auf der Roten Liste der RSPB eingetragen, es gibt schätzungsweise nur 1.500 Exemplare in Großbritannien. Die Kernbeißerinvasion in Yorkshire war Teil einer britischen Einwanderungswelle. Ende 2017 soll es in ganz Großbritannien 50.000 Sichtungen von Kernbeißern gegeben haben. Man geht davon aus, dass diese Vögel nach einem Ernteausfall im europäischen Ostblock, wo Kernbeißer häufiger vorkommen, in unsere Küsten migrierten.
Zunächst wurden die meisten Kernbeißer im Süden Englands gesichtet, wo Hainbuchen häufiger wachsen. Als aber Kernbeißer in der Nähe von Castle Howard gesichtet wurden, wurde ich neugierig. Auf dem Anwesen von Castle Howard befindet sich das Yorkshire Arboretum, ein botanischer Baumgarten, der den Kew Gardens angeschlossen ist. Dort soll ein Bestand von Hainbuchen diese Kernbeißer in den Norden gelockt haben.
Ich machte mich im November auf den Weg zum Arboretum, um diese ungewöhnlichen Finken zu sehen, und war sofort fasziniert. So sehr, dass ich das Arboretum ansprach und fragte, ob ich ein Versteck bauen könnte, um diese Vögel aus der Nähe zu beobachten. Ich erhielt exklusiven Zugang, während der Garten im Winter für die Öffentlichkeit geschlossen war.
Ich begann, an diesem Ort ein Versteck zu errichten, damit ich diese scheuen Vögel beobachten konnte, ohne sie zu stören. Außerdem baute ich ein Vogelhäuschen und häufte es mit den Lieblingssamen der Kernbeißer auf, um sie dazu zu verleiten, draußen zu fressen. Dann verkroch ich mich fast die ganze Weihnachtszeit dort und beobachtete und fotografierte diese Vögel aus der Nähe.
Hier sind 4 Dinge, die ich über Kernbeißer gelernt habe
- Kernbeißer sind eine Größe, mit der man rechnen muss
Erst als ich sah, wie die Kernbeißer neben ihren kleineren Artgenossen fraßen, wurde mir bewusst, wie groß sie sind. Mit etwa 18 cm Länge ist ein Kernbeißer doppelt so groß wie ein Grünfink. Damit ist er fast so groß, dass er es mit einer Amsel aufnehmen könnte!
2. Kernbeißer sind im Herbstlaub perfekt getarnt
Als Künstlerin fühle ich mich besonders vom herbstlichen Gefieder dieser Finken angezogen. Sie haben orange-goldene Federn auf dem Kopf, die durch ein stumpferes Braun auf dem Rücken und ein weicheres Graubraun auf dem Bauch ergänzt werden. Die Spitzen ihrer Armschwingen sind schillernd schwarz. Diese Flügel sind ungewöhnlich kurz und leicht gebogen, was der Grund dafür sein könnte, dass sie ein wenig unbeholfen fliegen. Sobald die Samen von den Bäumen gefallen sind, suchen sie auf dem Waldboden nach Samen und sind hier im Laub perfekt getarnt.
3. Ein Kernbeißer kann fast alles fressen – sogar Eibensamen, die für andere Arten tödlich sind
Das auffälligste Merkmal eines Kernbeißers ist sein im Verhältnis zu seinem Körper ungewöhnlich großer Kopf, der ihm ein prähistorisches, kopflastiges Aussehen verleiht. Dieser Grundsatz dient dem Platz für einen riesigen, überdimensionierten Schnabel, der bemerkenswert stark ist. Als Vogeläquivalent zum hydraulischen Feuerwehrschneider kann er harte Kirsch- oder Zwetschgenkerne aufschneiden. Wissenschaftler haben die Quetschkraft des Schnabels eines Kernbeißers gemessen und festgestellt, dass sie über 50 kg beträgt. Dies ist eine ziemlich außergewöhnliche Kraft für einen Vogel, der nur 0,05 kg wiegt. Angetrieben von seinen starken Kiefermuskeln verschafft dieser wilde Biss dem Kernbeißer einen Vorteil gegenüber allen anderen Finken, da es kaum Steine gibt, die er nicht zerbrechen kann.
Noch unglaublicher ist die Art und Weise, wie er diesen riesigen Schnabel benutzt. Alle Finken legen Samen in eine Lücke zwischen der Schneide und dem inneren Rand ihres Schnabels und durchbohren die Schale mit den „Zähnen“ in ihrem unteren Schnabel, wobei sie den Samen mit ihrer Zunge rollen, um die Schale abzuschälen. Kernbeißer haben jedoch den zusätzlichen Vorteil, dass sie hinten am Ober- und Unterkiefer einen knöchernen, gezackten Vorsprung haben, mit dem sie einen Samen aus vier Winkeln gleichzeitig packen können.
Erstaunlicherweise fressen Kernbeißer die Kerne in Kirsch-, Pflaumen-, Eiben-, Ulmen- und Hainbuchenkernen. Drei Eibenkerne würden ausreichen, um einen Menschen zu töten, und andere Vogelarten fressen sie nur und scheiden sie dann im Ganzen wieder aus – Kernbeißer hingegen verzehren sie wie Süßigkeiten.
Überraschenderweise scheinen Kernbeißer im Sommer auf die Kraft ihres berühmten starken Schnabels zu verzichten und sich stattdessen von Insekten zu ernähren.
4. Kernbeißer haben einen sanften, leisen Gesang, der nicht zu ihrem massigen Körper passt.
Der Gesang des Kernbeißers ist sanft, stockend und unmusikalisch – so leise und unaufdringlich, dass dieser Mangel an einem unverwechselbaren Gesang teilweise dazu beiträgt, dass es so schwierig ist, Kernbeißer in ihrem natürlichen Lebensraum im Wald zu finden. Viele Vögel nutzen ihren Gesang, um Partner anzulocken, aber dies scheint bei Kernbeißern keine Voraussetzung zu sein. Auch das Balzverhalten des männlichen Kernbeißers ist recht subtil. Dabei plustern die Männchen ihr Gefieder auf, lassen dann ihre Flügel hängen und breiten sie aus. Der Ruf des Kernbeißers lässt sich leichter aus dem Geschnatter anderer Waldarten heraushören, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen: ein unverwechselbares Kontaktpfeifen und ein lautes „Tick“, ähnlich dem eines Rotkehlchens oder einer Singdrossel.
Meine Fotos und Videos von Kernbeißern werden morgen um 21 Uhr in der Sendung Winterwatch auf BBC2 gezeigt. Halten Sie Ausschau danach.
10 Kommentare
Which part of uk are you most likely to see them? & are there any places that are creating the habitat that encourages them ? Yew trees/ cherry trees /plum & hornbeam ? Fascinating inside into the habits & random invasion of the beautiful Hawfinch 👍 top work
We have had one visit our garden for the last 2 days and we’re in Suffolk. Hope he stays!
I live in France – down from Toulouse near Castres in the Tarn and I have about ten in my garden today. Have never seen them before and have been here 15 years. I had to look to find out what they are. Have no idea why they suddenly decide to visit my garden – weather is warm and sunny – any information on that would be of interest.
I put out all the usual seeds and nuts for all the birds so was surprised to see something totally different.
.
Excellent photography Robert! What an impressive looking finch.
I’ve always thought the greenfinch to be the largest. But it’s dwarfed by the hawfinch.
Looking forward to finding out more tonight…
PS. I look forward to a hawfinch design becoming available as a coffee-mug. :-)
Great bit of filming! Impressive beaks for dealing with those seeds. Thank you.
[…] I learned a lot about hawfinches as I watched them. Read my blog on four of the most fascinating facts that you may not know about a hawfinch here. […]
How fascinating. Cannot wait for Winterwatch tonight!
Thank you Robert for all your brilliant photos along with relative info about the Hawfinch
I really enjoyed it
This was very interesting I didn’t know any of this even the hawk finches size. Will definitely watch Winter Watch. Thank you